Illegale Straßenrennen – Definition und Tatbestand erklärt

Von Murat Kilinc

Letzte Aktualisierung am: 19. November 2025

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Illegales Straßenrennen: Wie lange der Führerschein weg ist, hängt von mehreren Umständen ab.
Illegales Straßenrennen: Wie lange der Führerschein weg ist, hängt von mehreren Umständen ab.

Illegales Autorennen: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Ab wann ist es ein illegales Autorennen?

Illegale Straßenrennen zeichnen sich durch unangepasste Geschwindigkeit und rücksichtslose, verkehrswidrige Fahrweise aus. Hier können Sie mehr erfahren.

Kann man ein illegales Straßenrennen gegen sich selbst führen?

Ja, das ist möglich: Beim sogenannten Alleinrennen handelt es sich um einen eigenen Tatbestand im StGB. An dieser Stelle finden Sie weitere Informationen.

Wie hoch ist die Strafe bei illegalen Autorennen?

Ein illegales Kraftfahrzeugrennen ist im StGB definiert. Es handelt sich also nicht um eine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat. Entsprechend hoch fallen die Strafen aus.

Wie lange kann ein Auto bei einem illegalen Autorennen beschlagnahmt werden?

Wenn durch ein illegales Straßenrennen das Auto beschlagnahmt wurde, kann es als Beweismittel einbehalten werden, bis das zuständige Gericht ein Urteil gefällt hat. Das ist auch möglich, wenn das Fahrzeug nicht dem angeklagten Fahrer gehört. Welche Strafen drohen, können Sie weiter unten nachlesen.

TatbestandStrafmaßEntziehung der Fahrerlaubnis?Punkte in Flensburg
Ausrichten oder Durchführen eines verbotenen Rennens oder Teilnahme als FahrerGeldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 2 JahrenJa2 oder 3
AlleinrennenGeldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 2 JahrenJa2 oder 3
Fahrlässige Gefährdung von Leib oder Leben eines anderen Menschen/ Sachen von bedeutendem WertGeldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 3 JahrenJa3
Vorsätzliche von Leib oder Leben eines anderen Menschen/ Sachen von bedeutendem WertGeldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu 5 JahrenJa3
Verursachung des Todes oder einer schweren Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen durch die TatFreiheitsstrafe von 1 Jahr bis zu 10 Jahren Ja3

Was ist ein illegales Kraftfahrzeugrennen?

Was ist ein Alleinrennen?
Was ist ein Alleinrennen?

Ein illegales Straßenrennen ist nach § 315d StGB eine strafbare Handlung, bei der Fahrer mit nicht angepasster Geschwindigkeit unterwegs sind. Strafbar ist neben der Teilnahme an einem illegalen Rennen sind auch dessen Ausrichtung oder Durchführung. Doch auch ohne illegale Ausrichtung kann ein rechtswidriges Straßenrennen im Verkehr stattfinden. Ausschlaggebend für die Erfüllung des Tatbestandes ist also in erster Linie die nicht angepasste Geschwindigkeit und eine grob rücksichtlose sowie verkehrswidrige Fahrweise. Das kann ausschlaggebend sein, um die Tat beispielsweise von einer Geschwindigkeitsüberschreitung abzugrenzen. Auch ohne tatsächliches Rennen mit anderen kann eine Strafbarkeit bestehen, wenn der Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit fährt, um „eine höchstmögliche Geschwindigkeit“ zu erreichen. In einem solchen Fall spricht man von einem sogenannten Alleinrennen.

Das Alleinrennen beschreibt ein illegales Straßenrennen, das alleine, sprich mit nur einem Fahrer stattfindet. Es genügt, wenn dieser einzelne Fahrer mit riskant überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist und dabei eine Gefährdung anderer billigend in Kauf nimmt. Die Strafe für ein Alleinrennen unterscheidet sich in der Regel nicht von der für Rennen mit mehreren Teilnehmern.

Illegales Straßenrennen: Geldstrafe oder Freiheitsstrafe?

Ein illegales Straßenrennen ist ein Tatbestand im Strafgesetzbuch.
Ein illegales Straßenrennen ist ein Tatbestand im Strafgesetzbuch.

Ein illegales Straßenrennen steht immer unter Strafe. Je nach Schwere des Falls drohen Geld- oder Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren. Bei Unfällen mit Verletzten oder Toten kann das Strafmaß bis auf zehn Jahre ansteigen.

Neben strafrechtlichen Sanktionen müssen Täter außerdem mit dem Entzug der Fahrerlaubnis oder einem 6-monatigen Fahrverbot, bis zu 3 Punkten in Flensburg und der Beschlagnahmung ihres Fahrzeugs rechnen. Wer sich noch in der Probezeit befindet, muss mit einer Verlängerung um weitere zwei Jahre rechnen.

Ein illegales Straßenrennen kann auch eine Strafe für Beifahrer nach sich ziehen. Abhängig davon, ob der Begleiter die Fahrt mit koordiniert, sich die Fahrer abwechseln oder der Beifahrer andere Aufgaben übernimmt, können Strafen für das Rennen selbst, aber auch für Beihilfe oder Anstiftung drohen.

Illegales Straßenrennen im StGB: Drei wegweisende Urteile

Die rechtliche Grundlage für die Ahndung illegaler Straßenrennen bildet § 315d StGB. Dieser stellt sowohl das Rennen mit mehreren Teilnehmern als auch das riskante Alleinfahren unter Strafe. Auch Organisatoren können belangt werden. Gerichte werten solche Taten regelmäßig als gemeingefährlich, insbesondere wenn Unbeteiligte gefährdet oder verletzt werden. Beispiele für die Rechtsprechung sind die drei folgenden, wegweisenden Urteile:

Ein illegales Straßenrennen ist ein Tatbestand im Strafgesetzbuch.
Ein illegales Straßenrennen ist ein Tatbestand im Strafgesetzbuch.
  • Urteil des Landgericht Berlin vom 27. Februar 2017: Zwei Männer lieferten sich auf dem Berliner Kurfürstendamm nachts ein spontan vereinbartes illegales Straßenrennen mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit, überfuhren rote Ampeln, kollidierten mit einem unbeteiligten Fahrzeug und töteten dessen 69-jährigen Fahrer. Das Gericht wertete ihre Fahrzeuge als gemeingefährliches Mittel im Sinne des § 211 StGB. Die Entscheidung zeigt: Bei einem illegalen Rennen mit Todesfolge kann bereits Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in Betracht kommen.
  • Beschluss des Bundesgerichtshof vom 18. Februar 2021: In diesem Fall hatte ein illegales Straßenrennen in einem Wohngebiet mit tragischem Ausgang stattgefunden: Es kam zum Unfall mit Todesfolge einer unbeteiligten Person. Der BGH hob die Mordverurteilung auf: Zwar war ein illegales Straßenrennen mit Todesfolge gegeben, doch reichte der Vorsatzgrad nicht aus, um Mord zu bejahen. Diese Entscheidung macht deutlich, dass nicht jeder tödliche Ausgang eines Rennens automatisch Mord bedeutet — entscheidend sind die konkreten Umstände und die innere Haltung des Täters.
  • Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 26. März 2025: Bei einem Rennen im Februar 2022 in der Nähe von Hannover geriet ein Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn und kollidierte mit einem Familienwagen. Zwei kleine Kinder im Alter von zwei und vier Jahren kamen ums Leben, weitere Personen wurden verletzt. Im zweiten Rechtsgang verurteilte das Landgericht die Angeklagte wegen Mordes in Tateinheit mit versuchtem Mord u. a. zu lebenslanger Haft. Der BGH bestätigte das Urteil rechtskräftig. Der Fall zeigt: Werden bei illegalen Rennen Todesopfer beklagt, können die möglichen Strafrahmen bis hin zur lebenslangen Freiheitsstrafe reichen.


Diese drei Entscheidungen zeigen anschaulich: Wer an einem illegalen Straßenrennen teilnimmt oder fahrlässig eine solche Tat unterstützt, begibt sich rechtlich in den Bereich schwerer Straftaten. Entscheidend sind insbesondere die Höhe der Geschwindigkeit, die Missachtung von Verkehrsregeln (z. B. Ampeln, Gegenverkehr), ob Unbeteiligte geschädigt wurden, und ob der Täter Risiken billigend in Kauf genommen hat. Für Betroffene (Täter, Mitfahrer, Beifahrer) bedeutet das: Die strafrechtlichen Konsequenzen sind erheblich – von hohen Freiheitsstrafen bis hin zur lebenslangen Haft – und Mitverantwortung genügt bereits oft, um Mit­täterqualifizierungen oder Mittäterschaft zu begründen.

 

Quellen und weiterführende Links

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Über den Autor

Murat Kilinc (Rechtsanwalt)
Murat Kilinc

Murat Kilinc studierte an der Universität Bremen und wurde 2014 als Anwalt zugelassen. Im Anschluss war er acht Jahre lang selbstständig tätig. Der Fachanwalt für Verkehrsrecht, der mittlerweile Geschäftsführer der rightmart Verden Rechtsanwalts GmbH ist, informiert die Leser von punkte-flensburg.de detailliert zu Fragen rund um Verkehrsordnungswidrigkeiten.

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